Volkstracht
Die Volkstracht ist die historische Kleidung der ländlichen Bevölkerung, die sich auf unserem Gebiet im Zeitraum des 17.Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte. Ihre ursprüngliche einfache Gestalt diente vor allem zum Schutz vor Wettererscheinungen. Sie wurde aus hausgemachten Materialien (Flachs, Wolle, Hanf, Leder u.ä.) angefertigt. Im Laufe der Zeit wandelte und differenzierte sie sich in Arbeits- und Festtracht (der sonntägliche Kirchgang) aber auch zu einer Zeremonientracht (rituelle Tracht – Hochzeit, Trauung).Auf dem Territorium der ČR enwickelte sich die ländliche Kleidung, die wir gewöhnlich Volkstracht nennen, in einzelnen Regionen ganz unterschiedlich. Die Grenzen der Herrschaftsgüter und Pfarrbezirke, die örtlichen Traditionen, die vielfältigen Einflüsse aus der Umgebung, das heranwachsende Angebot an wertvollen Materialien und natürlich auch der Einfallsreichtum der heimischen „Designer“ führten allmählich zu Abweichungen und zur Entstehung der regionalen Kleidungsform.
Wir begreifen die Trachten und auch Architektur, Tänze, Lieder, Wortkunst, Bräuche, Feste, Handwerkererzeugnisse, örtliche Küche, Mundarten, Sprichwörter und Redewendungen, Bauernregeln usw. als den Bestandteil der Lebensgeschichte der ländlichen Bevölkerung der Tschechischen Länder. Das alles bildet die regionale Vielfältigkeit des handwerklichen und künstlerischen Ausdruckes unserer Ahnen, das heiβt die sogenannte Volkskultur.
Die Alltagsnutzung der Volkstrachten begann während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (besonders nach der Abschaffung der Erbuntertänigkeit im Jahr 1848) bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu verschwinden. Dieser Prozess tritt in einzelnen Regionen unterschiedlich schnell auf. Am längsten hielt die Tracht in Westböhmen, in manchen von Deutschen besiedelten Gebieten und im südöstlichen Mähren. Die Volkstracht ist der untrennbare und bedeutende Bestandteil der materiellen und immateriellen Kultur des Landes nicht nur in der Tschechischen Ländern sondern auch im breiteren europäischen Kontext.